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23.08.2010

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Das Phantom hat sich verabschiedet


Am 10.03.2007 um 20.00h hat der Gong zur vorläufig letzten Phantom-Vorstellung gerufen.

Aber schon vor Beginn der Vorstellung konnte man das Besondere dieses Abends förmlich spüren: Ein dauerndes Herein und Heraus an der Stagedoor, einige Besucher in Kostüm und andauernd begegnete man jemandem mit Blumen in der Hand. Auch die Darsteller wirkten etwas „aufgedreht“.

Nach 18 Monaten im Essener Colosseum verabschiedete sich das Phantom mit einer Darbietung, die an Gefühl, schauspielerischer Darstellung und gesanglicher Perfektion bisher unerreicht war.

Christian Alexander Müller lieferte schon bei seiner Premiere im September 2006 eine Leistung, die mindestens an die bisherigen Phantomdarsteller heranreichte. Das ist um so bemerkenswerter, da er auch mit 25 Jahren das bisher jüngste Phantom aller Zeiten war. Er hat sich dann aber kontinuierlich und in jeder Hinsicht weiterentwickelt, um nun bei der Dernière kein Auge trocken zu lassen. Wenigstens aus den ersten Reihen konnte man die bis in die Fingerspitzen gelebten Erregungen ablesen. Seine Gemütswandlungen vom hinterlistigen Mörder über den wütenden, verschmähten Freier bis hin zum entstellten, zerbrechlichen und sanftmütigen Liebenden sind so glaubhaft dargestellt, dass jeder Zuschauer völlig gebannt in seinem Sitz verharren muss. Von seiner Erkrankung in der letzten Woche war nichts mehr zu spüren.

Aber auch Anne Görner als “Christine Daaé”, Nicolaj Alexander Brucker als “Raoul Vicomte de Chagny”, die Opernbesitzer Ernst van Looy und Fernand Delosch, Laurie Anne McGowan als “Carlotta” und Marcello Ronchietto als “Ubaldo Piangi” haben mit ihrer Darstellung die Vorstellung zu etwas Besonderem gemacht.

Auch Steffen Friedrich als “Auktionator” und auch als “Joseph Buquet” möchte ich nicht unerwähnt lassen; er hat durch seine Interpretation den Rollen ihren unverwechselbaren Charakter eingehaucht.

Wie bei einer Dernière üblich, gab es auch diesmal einige kleine Veränderungen, die dann aber nur dem Stammpublikum auffielen:

  • Der Tänzer mit der Peitsche trat ohne Perücke auf und trug unter seinem Rock eine gelbe Hose mit der Aufschrift „Brazil“
  • Don Attilo gibt dem Dirigenten eine Rose
  • Der scheidende Theaterdirektor wusste nicht mehr, wohin er zur Erholung fährt
  • Madam Giry sagt zum Ballet „Ihr wart … wunderbar“, anstatt es zu tadeln.

Vielleicht gab es noch mehr „Abnormitäten“, die mir verborgen geblieben sind (ich bitte um Mitteilung…)

Zum Schlussapplaus kam dann das gesamte Ensemble auf die Bühne, wobei sich die Cover neben ihre Hauptrollen aufstellten. Hier erwähne ich stellvertretend für viele Andere Sandra-Maria Burchartz, die mir als “Madame Giry” in mehreren Vorstellungen als besonders herausragend aufgefallen ist.

Zum Schluss gab es noch ein Ständchen vom Publikum an die Darsteller, das vom Phantom-Fanclub organisiert wurde. Am Eingang wurden an das Publikum Liedtexte verteilt, die dann zur Musik von „Primadonna“ gesungen wurde: „Wir hoffen, dass wir euch bald wiederseh´n. Nochmal im Phantom, das wär schön.“

Um der getrübten Abschiedsstimmung etwas entgegenzuwirken, gab es auf der Bühne auch etwas Comedy, als z. B. Christian Alexander Müller Nicolaj Alexander Brucker anscheinend einen Heiratsantrag machte. Die dafür notwendigen Blumen hatte das Publikum vorher im wahrsten Sinne des Wortes auf die Bühne regnen lassen. Aber auch jeder einzelne Darsteller hat eine Rose überreicht bekommen.

Nach einem langen Abschiedsapplaus schloss sich dann der Vorhang zum letzten Mal und ließ die Besucher in wehmütiger Stimmung zurück.

Wer auf der Rückseite des Colosseums auf dem Weg zu seinem Auto oder auch zur Stagedoor vorbeikam, wurde unfreiwillig nochmals mit dem unwiederbringlichen Ende des Phantoms konfrontiert: Der Abbau der Kulissen hatte schon begonnen. Jede Menge Möbeltransporter warteten schon auf ihre Beladung mit den großen und kleinen Requisiten aus dem „Phantom der Oper“.

Nach der Show fand dann für alle Darsteller die After-Show Party im Nebengebäude statt. So kamen die Fans immerhin noch in den Genuss, ihre Lieblingsdarsteller an der Stagedoor ein letztes Mal zu verabschieden.

W. Hurtz